Seit 16. März gelten die Kontaktbeschränkungen. Das sind mittlerweile fast 6 Wochen. Auch wenn wir seit dieser Woche einige kleine Lockerungen bekommen haben, spielt sich das Leben zur Zeit fast überwiegend zuhause ab. Wir arbeiten im Homeoffice, die Kinder sind zuhause und wollen betreut werden. Der Partner arbeitet entweder im Homeoffice oder ist zuhause, weil er Kurzarbeit hat. Die ganz Kleinen sollen wohl, wenn es nach unseren Politikern geht, bis nach den Sommerferien zuhause bleiben. Man hockt fast permanent aufeinander und soll so auch noch einen guten Job machen. Dazu kommt, dass nur wenige von uns den Luxus eines eigenen Arbeitszimmers haben und ihr Homeoffice am Esszimmer- oder Wohnzimmertisch aufgebaut haben. Hier kann man nicht ergonomisch sitzen. Das hat zur Folge, dass wir zunehmend unter Verspannungen leiden, Rückenschmerzen und Spannungskopfschmerzen bekommen.
All das zerrt an unseren Nerven und lässt unseren Stresslevel und den Frustpegel nach oben schnellen. Wir können uns nicht konzentrieren, weil das Kind ständig Aufmerksamkeit möchte. Wir haben ständig das Gefühl, der Partner macht weniger und unterstützt nicht genug. Aus dem Weg gehen ist bei vielen auch schwierig. Mit dem besten Freund/der besten Freundin auf einen Kaffee oder Bier gehen um mal richtig Frust abzulassen ist auch nicht.
Auch mir geht es nicht anders. Da ich im Moment nicht zu meinen Kunden gehen darf, bin ich die meiste Zeit zuhause. Dazu kommt, dass mein Mann ebenfalls 2-3 Tage Kurzarbeit in der Woche hat und auch daheim ist. Wir haben zwar keine Kinder und unsere Wohnung ist ausreichend groß, so dass wir uns etwas aus dem Weg gehen können. Trotzdem nervt es mich, wenn er so viel zuhause ist. Mein gesamter Tagesablauf gerät an diesen Tagen durcheinander. Dazu kommt, dass ich gefühlt nicht an der Arbeit dranbleiben kann, weil ich ständig abgelenkt werde. Mich nerven dann schon Kleinigkeiten. Das kennt Ihr bestimmt alle auch. Die kleinen Macken des Partners, über die man sonst hinwegsieht oder die einen amüsieren, werden in solchen Ausnahmesituationen zunehmend nervig. Ich habe es im Vergleich zu vielen Anderen zwar sehr gut, aber auch bei mir steigt der Stress- und Frustpegel und ich werde zunehmend reizbarer.
Deshalb habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, was ich tun kann, damit ich nicht irgendwann explodiere wie ein Dampfkochtopf. Ich habe auch mit Freunden und Bekannten, die Kinder haben gesprochen, wie sie mit der Mehrfachbelastung, Homeoffice, Partner zuhause, Kinder zuhause umgehen und hier einmal ein paar Möglichkeiten zusammengetragen, die die Situation stressärmer machen könnten.
- Wenn Du Dir Deine Arbeitszeit frei einteilen kannst, dann versuche früh morgens zu arbeiten, wenn die Kinder noch schlafen und abends, wenn die Kinder im Bett sind. So kannst Du in Ruhe arbeiten und musst kein schlechtes Gewissen haben, dass Du Deine Kinder nicht richtig betreust.
- Wenn beide Eltern im Homeoffice sind, dann macht feste Zeiten aus, wer wann arbeitet und wer wann die Kinder betreut. Wenn Du Alleinerziehend bist, dann tu Dich mit anderen zusammen. Kontakte minimieren heißt nicht, dass man gar keine Kontakte haben darf. Vielleicht könnt ihr feste Zeiten abmachen, wann wer die Kinder betreut und Du kannst Dir so Arbeitszeit verschaffen.
- Es muss nicht alles perfekt sein. Du kannst nicht 8 Stunden produktiv arbeiten, nebenher Kinder betreuen und auch noch den Haushalt schmeißen. Es ist ok, wenn Du deine Kinder in der jetzigen Situation einmal öfter vor dem Tablet oder Fernseher „parkst“. Der Staub und die schmutzigen Fenster sind auch morgen noch da.
- Versuche in den Tagesablauf Zeit für Dich alleine einzuplanen. Gerade für Paare, die sehr freiheitsliebend sind und sonst viel ihren eigenen Beschäftigungen und Hobbies nachgehen, kann das ständige „Aufeinanderhocken“ sehr schnell zur Belastung werden. Bei schönem Wetter geh raus. Suche Dir einen Platz, wo Du ganz für Dich sein kannst und atme durch.
- Redet miteinander. Seid offen und ehrlich und überlegt gemeinsam, was Ihr tun könnt, wenn Ihr Euch in der aktuellen Lage auf die Nerven geht. Kleinigkeiten über die man sonst hinwegsieht können in einer Zeit, in der man ständig zusammen zuhause ist plötzlich zu einem großen Streitpunkt werden.
- Werdet kreativ. Was wolltet Ihr schon immer mal zusammen machen, wo Euch bisher die Zeit dazu gefehlt hat? Jetzt ist genau die richtige Zeit sich neue, gemeinsame Hobbies zu suchen und gemeinsame Interessen zu entwickeln.
- Auch auf den Kaffee oder das Bier mit der Freundin/dem Kumpel muss nicht verzichtet werden. Trefft Euch doch einfach via Skype oder Facetime zum online Kaffeeklatsch. Das habe ich neulich mit einer Freundin gemacht. Sonst treffen wir uns regelmäßig zum Frühstück im Stammcafé. Wir haben jeder zuhause unseren Frühstückstisch schön gedeckt und einfach per Videochat zusammen gefrühstückt und gequatscht. Anfangs war das ein wenig komisch, aber nach ein paar Minuten ging es.
Die Situation stellt uns alle vor eine große Herausforderung und keiner weiß im Augenblick wann es wieder einigermaßen normal läuft. Bis dahin heißt es Cool bleiben und das Beste daraus machen. Vielleicht helfen Dir die Tipps, die ich zusammengetragen habe ein klein wenig dabei den Stress zu reduzieren. Und wenn Dich doch einmal der Frust packt, dann lass ihn einfach raus. Auch das ist ok.
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